Hochsensibilität annehmen und entwickeln

Seit einigen Jahren beschäftigt sich die Psychologie zunehmend mit dem Phänomen der Hochsensibilität. Als „Highly Sensitive Person“ (HSP) gelten etwa ein Fünftel der Bevölkerung. Die Schwelle, ab der Hochsensible einen Reiz als störend oder gar unerträglich empfinden, tritt bei ihnen deutlich früher ein als bei dem Rest der Bevölkerung.

Festgestellt hat das Ende der 1990er Jahre die Amerikanerin Elaine Aron. Bei der Hochsensibilität, Hypersensibilität oder Hochsensitivität werden die Sinneseindrücke über das Hören, Fühlen, Riechen oder Schmecken besonders intensiv aufgenommen. Eine HSP muss daher mehr an Wahrnehmungen verarbeiten als viele andere Menschen.

Wie kann sich die Hochsensibilität zeigen?

Während es Menschen üblicherweise gelingt, störende Wahrnehmungen zu blocken oder herauszufiltern, leiden Hochsensible häufig an der Flut ihrer Wahrnehmungen. Sie sind daher besonders stressanfällig, fühlen sich überreizt oder gar überfordert.

Häufig sind Hochsensible auch empfindlicher gegenüber Lärm, Schmerzreizen oder Meinungsverschiedenheiten und manchmal auch etwas langsamer in der Verarbeitung als andere. „Sei doch nicht gleich so empfindlich“ gehört zu den Sätzen, die HSP immer wieder von anderen zu hören bekommen.

Die Hochsensibilität zeigt sich aber nicht immer gleich. Hochsensible können sich häufig sehr gut in andere Menschen hineinversetzen, sind begeisterungsfähig und können Zusammenhänge bis ins Detail erfassen.

Viele der Betroffenen haben von der Hochsensibilität allerdings noch nie etwas gehört und können daher weder ihre Auffälligkeiten zuordnen noch ihr Potential erkennen.

Die eigene Hochsensibilität annehmen heißt die Persönlichkeit zu entwickeln. Etwas über die eigene Hochsensibilität zu erfahren und diese anzunehmen kann eine große Bereicherung sein. Hochsensible können lernen, sich vor zu vielen Eindrücken zu schützen, eigene Bedürfnisse anzuerkennen und anderen Menschen an den richtigen Stellen Grenzen zu setzen.

Mit der Akzeptanz der Hochsensibilität können die Betroffenen lernen, achtsamer mit sich selbst umzugehen, ihre Empfindsamkeit auch rational zu lenken und Konflikte besser auszuhalten. Sobald eine HSP die Vorstellung loslassen kann, sie müsse funktionieren, unempfindlicher werden und sich besser anpassen, können die Fähigkeiten in den Fokus rücken, die mit der Hochsensibilität einhergehen.

Wer versucht, seine Hochsensibilität zu unterdrücken, lebt auf Dauer auf einem hohen Anspannungsniveau. Nicht selten trauen sich hochsensible Menschen nach der Entdeckung ihres Potentials neue Wege zu, persönlich und auch beruflich. Sie beginnen sich neu zu entdecken, neu einzuordnen und ihre Fähigkeiten zu erproben.

Verfasserin dieses Fachartikels ist die Paarpsychologin Dörthe Huth, Dorsten

Literaturhinweise zum Thema Hochsensibilität, HSP und Hochsensitivität:


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